Dat Glückshuus – die wundervolle Buchhandlung am Steinhuder Meer entsteht
Von Claudia GüntherDu hast in der Geschichte „Wie alles begann“ schon gelesen, dass es vor dem großen Glückshuus schon „Dat lüttje Glückshuus“ am Steinhuder Meer gab. Das hatten wir – sozusagen als Testbetrieb – für drei Monate im Sommer eröffnet und dort ausschließlich gebrauchte Bücher verkauft.
Ursprünglich wollten wir einen „ganz normalen“ Buchladen eröffnen, in dem neue Bücher, Papeterieartikel und kleine Geschenke verkauft werden, ganz viel für die Leseförderung gemacht wird und der ein Kulturtreffpunkt mit Lesungen und Workshops werden sollte. Ein kleines Café und gemütliche Leseecken sollten auch dazugehören. Das alles konnte im ersten Schritt nicht realisiert werden, da kein großes Ladenlokal frei war.
Eine Kundin vom „Lüttjen Glückshuus“ hatte uns dann darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Inhaber des „Internationalen Buchladen“ in Steinhude zur Ruhe setzen wollten. Das war unsere Chance, endlich den Ursprungsplan zu verwirklichen.
Wir haben schnell den Kontakt zu den ehemaligen Besitzern und zum Vermieter aufgenommen und wussten kurz bevor die Saison im „lüttjen Glückshuus“ zu Ende ging, dass wir zum neuen Jahr einen großen Buchladen eröffnen werden.
Juchhu - unser Traum wird Wirklichkeit!
Die ehemaligen Besitzer hatten am 30. November 2023 ihren letzten Öffnungstag. Ab dem 1. Dezember wollten wir uns um die Renovierung und Neueinrichtung des Ladens kümmern. Wir planten gedanklich die Eröffnung für Mitte Januar, aber meistens kommt es eben anders als man denkt.
Es ging damit los, dass noch alle Waren der Vorbesitzer im Laden waren. Und das waren wirklich viele. Einen Teil wollten wir übernehmen, aber eben nur einen Teil. Wochenlang räumten wir und verpackten zwei verschiedene Warenarten:
Wir bauten alle Möbel ab, bestellten den Sperrmüll und zu Weihnachten war dann der Laden bis auf die Warenkartons, die bleiben sollten, leer. Uns wurde klar, Mitte Januar klappt die Eröffnung noch nicht. Also peilten wir jetzt gedanklich Anfang Februar an.
Nun konnte die Renovierung beginnen, aber der bei der Übernahme bemerkte Wasserschaden durch ein undichtes Dach musste erst behoben werden. Problem: Das Dach kann bei der winterlichen Witterung nicht repariert werden.
Ohje, der Winter hatte ja nun gerade erst begonnen. Das konnte also dauern.
Wir verschoben den Starttermin gedanklichen schon einmal auf Mitte – nein eher Ende Februar. Im Januar fingen wir aber einfach mal mit der Innenrenovierung an, in der Hoffnung, dass uns das undichte Dach nicht die frisch gestrichenen Wände verhunzen würde. Außerdem führten wir etliche Gespräche mit zukünftigen Lieferanten, wurden Mitglied im Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, schlossen uns der Genossenschaft eBuch an und lernten fleißig Wissenswertes rund um Buch und Papier.
Wir erfuhren erstaunliche Hintergründe der Bürokratie, z. B. das Firmenschilder, die größer als 1 qm sind, eine Baugenehmigung brauchen. Eine Baugenehmigung für ein Schild? Ok?!
Außerdem liegt unser Laden in einem Gebiet, das bald neu bebaut werden soll und solange die Baumaßnahmen noch nicht begonnen haben, gilt der sogenannte Veränderungsschutz. Das heißt, wir dürfen an der Außenfassade gar keine Änderungen vornehmen.
Ok – also kein Firmenschild an der Fassade. Hm. Dann kommt unser Logo eben auf die Scheibe.
Wir verhandelten mit Werbeagenturen und Druckereien, beantworteten Interviewfragen von Zeitungsjournalisten, planten die ersten Bestellungen, renovierten das Bad, ließen die Kaffeemaschine programmieren, lernten die buchhändlerischen Spezialprogramme, bauten unzählige Regale auf und fragten immer wieder bei den Handwerkern nach, wann denn
- die Wasserleitung fertig sei
- die Dachreparatur beginnen könne
- der Boden gereinigt wäre
- und und und
Sicher kannst du dir denken –
Wir verschoben den Eröffnungstermin gedanklich auf Mitte März. Oh nein, wir wollten doch Mitte März auch unser „lüttjes Glückshuus“ wieder eröffnen. Wie sollte das denn gehen. Zwei Eröffnungen gleichzeitig. Und überhaupt, es war noch so viel zu organisieren, da war an das „lüttje Glückshuus“ noch gar nicht zu denken.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft wir auf dem Weg zweifelten. Besonders als wir die Entscheidung trafen, einer von uns wird zu 100 % das Glückshuus betreiben und seine jetzige Tätigkeit komplett aufgeben. Der andere kommt nach und nach dazu. Als Trainer und Coach waren wir auch vorher schon selbstständig, aber in dem Bereich sind wir bekannt, gut vernetzt und haben „sichere“ Aufträge.
Unser Buchladentraum war bisher ja vor allem ein Traum und fühlte sich gerade in der Umbauphase kein bisschen sicher an, eher wie ein bröckeliger Turm. Ein seeeehr bröckeliger Turm.
Mehr als einmal wollten wir alles hinschmeißen, vom Mietvertrag zurücktreten und am liebsten erst einmal gaaaanz lange Urlaub machen.
Wir machten weiter, mit vereinter Familienkraft. Unser Sohn kümmerte sich als Fachmann um die Elektroinstallationen, unsere Tochter übernahm Räum- und Malerarbeiten und wir selbst wuselten mal hier, mal dort – sägten, malerten, wischten, bauten, informierten über Social-Media und und und.
Anfang März konnten wir grob erkennen, dass die Renovierungsarbeiten noch dauern würden. Trotzdem musste so langsam ein klarer Termin gesetzt werden. Immer mehr Menschen fragten danach, besonders bei unserer Nachbarinnen Niki und Johannna von Nikis Nähstube.
Also beschlossen wir: Egal wie, die Eröffnung von „Dat Glückshuus“ findet am 30. März statt. Im Zweifel nur mit einem halben Laden und im hinteren Bereich wird weiter renoviert. Aber dann darf es einfach losgehen. Und am 31. März eröffnen wir „Dat lüttje Glückshuus“ wieder. So können wir auch unser Versprechen vom letzten Jahr halten und noch im März eröffnen. Und außerdem – bis dahin sollte dann doch auch wirklich alles fertig sein.
Wir waren jeden Tag im Laden, oft bis in die Nacht hinein. Es war soo viel zu tun.
Die neuen Deckenplatten waren zum Glück in der Woche vor der Eröffnung endlich verlegt worden und strahlten in reinem Weiß. Lutz und ich schauten gerade vom neu hergerichteten Kassenbereich zur Decke, als plötzlich jede Menge Putz herabrieselte und dann rutschte mit einem lauten
***Rummms***
ein Bein in schwarzen Hosen durch unsere frisch renovierte Decke.
Herrje!
Wir sausten nach draußen, um erst einmal zu schauen, wie der Verletzungsstand des zum Bein gehörenden Handwerkers war. Zum Glück ging es ihm gut, er hatte sich nur auch ordentlich erschrocken. Tja, was nun. Eröffnung in vier Tagen… Der Handwerker beruhigte uns. Die Decke würde noch heute wieder fertig gemacht, alles gut. Ok.
Abends schauten wir wieder auf eine strahlendweiße Decke ohne Loch. Puh, nochmal gutgegangen.
Zwei Tage vor Eröffnung, da konnten wir über den Vorfall schon lachen und schauten mal wieder auf die schöne neue weiße ….
Moment einmal - was ist das???
Auf ca. 1/3 unserer Decke bildeten sich gerade Wasserblumen. Wieder einmal rannten wir nach draußen und riefen die Dachdecker herbei.
Tja, da war noch in einer Lage des Flachdachs ein größerer Wasservorrat, das hatte man vorher nicht sehen können und nun war dieses Wasser eben in die Deckenplatten gelaufen. Aber, wir sollten uns keine Sorgen machen, die Platten würden wieder ausgetauscht.
Wir waren am Rande des Nervenzusammenbruchs. Einen Tag später war Karfreitag, da konnte nichts gemacht werden und am Samstag sollte unsere Eröffnung stattfinden. Alles war organisiert, Einladungen verschickt.
Oh nein! Was machen wir denn nur?
Wir haben eröffnet. Mit Wasserblumen an der Decke. Wahrscheinlich hat es niemand bemerkt.
Es war sooo schön! Die tolle Luftballondeko von der Festspielerei strahlte in unseren Farben blau, weiß und kraftpapier-gold. Das Eröffnungsgeschenk von HaWe, ein Riesenbild vom Steinhuder Meer mit Wilhelmstein verschönerte bereits den Kassenbereich. Unser Logo und die bedruckte Milchglasfolie sahen von innen und außen großartig aus und unsere Gäste bedachten uns mit den wärmsten Worten, Wünschen und Geschenken. Unsere Freunde halfen durch Kinderschminkaktionen und Service. Die ersten Kunden fanden den Weg zu uns, unsere Tochter sorgte für die Live-Musik – wofür ist das Kind schließlich in der Musical-Ausbildung – unser Sohn kümmerte sich um die Tontechnik und wir konnten es kaum fassen, dass unser Buchladentraum nun tatsächlich wahrgeworden war.
An dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches DANKESCHÖN an alle, die diesen Tag für uns unvergesslich gemacht haben. Ihr seid großartig!
Und ebenfalls ein RIESIEGES Dankeschön an alle Handwerker, alle freundlichen Stadtangestellte, Wirtschaftsförderer, Fleischer, Bäcker und Restaurants der Umgebung, die uns mit leckeren Speisen während der Bauphase bei Laune hielten, Nähstuben-Nachbarn, die geduldig Lieferungen für uns annahmen und Auskünfte erteilten. Ohne euch, wäre das Glückshuus nur halb so schön.
Einen Tag später eröffnete auch „Dat lüttje Glückshuus“ wieder seine Saison-Pforten.
Nun wir freuen uns an beiden Standorten über alle großen und kleinen Besucher*innen, die wir glücklich machen dürfen.
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